Sydney ist das neue San Francisco
Tag 139-144: Nachdem ich mich mit schweren Herzens von Taiwan und meinen Freunden dort verabschiedet habe ging es für mich auf die andere Seite des Äquadors. Meine ersten Tage in Sydney wurden allerdings überschattet von den Terror Attaken in Paris was insgesamt eine eher gedrückte Stimmung bei mir hinterlies.
Als ich am Flughafen angekommen bin und mein Handy einschaltete habe ich gleich eine Nachricht von meinem Freund erhalten in der er kurz berichtete was passiert ist. Mein erster Gedanke galt dann Sylvie! Ist sie in Ordnung? Es ist Freitag Abend! Sie ist bestimmt unterwegs! Ich muss ihr schreiben.
Zum Glück antwortete sie mir direkt. Allerdings war sie tatsächlich gerade unterwegs und war in einer Bar eingesperrt die sich unweit von dem Ort der Anschlägen befand. Ich machte mir große Sorgen und stand lange vor dem Handyladen bevor ich dann tatsächlich soweit war mein Handy für einen kurzen Moment auszuschalten um die SIM Karte zu tauschen.
Die Busfahrt ins Hostel hat sich dann sehr lange hingezogen, vor allem nachdem dann schließlich mein Handyakku seinen Geist aufgegeben hat und ich damit keine Nachrichten mehr lesen konnte. Im Hostel angekommen war ich dann der Erste der im Gemeinschaftsraum die Nachrichten verfolgen wollte. Innerhalb von kürzester Zeit hat sich eine Menschentraube dort gebildet und alle verfolgten die Nachrichten und lasen parallel auf dem Handy Nachrichten/Facebook.
Als ich nach einiger Zeit schließlich von Sylvie die Nachricht erhalten hatte dass sie jetzt in Sicherheit sei und bei ihrem Freund angekommen ist, merkte ich richtig wie die Anspannung vom Vormittag schließlich abgefallen ist. Ich beschloss an diesem Tag keine großen Touren zu machen, sondern nur die Stadt etwas zu erkunden. Nicht zuviel.
Auf zu den „Blue Mountain“
Am Abend meines ersten Tages habe ich die Deutsche Anne im Hostel kennengelernt. Sie erzählte mir dass sie in die Blue Mountains fahren möchte und dort etwas wandern. Ich fand die Idee mit dem Wandern spitze und habe mich dann ihr angeschlossen.
Nachdem wir bei sehr kalten und regnerischen Wetterverhältnissen nach zwei Stunden Zugfahrt in den Blue Mountains angekommen sind habe ich zu erst bemerkt dass ich eindeutig viel zu wenig Klamotten eingepackt habe. Wir sind dann schließlich losgelaufen und haben uns sogar mehrere male leicht verschantzt bis wir schließlich auf dem richtigen Wanderweg waren.
An den Leura Cascades ist es dann schließlich losgegangen mit dem richtigen Wanderweg.
Anfangs war das Wetter noch sehr regnerisch und nebelig, was auch wieder eine sehr eigene Atmosphäre geboten hat.
Mit der Zeit ist allerdings das Wetter dann besser geworden und wir konnten die Aussicht auf die Blue Mountains geniesen. Die Blue Mountains haben ihren Namen übrigens von dem Wasser das dort verdunstet und dann durch die Sonne blau erscheint. Ich hatte eigentlich an blaue Blumen gedacht, aber man lernt ja nie aus.
Schließlich sind wir dann nach einer etwa zweistündigen Wanderung angekommen: Die „Three Sisters“ waren unser ausgemachtes Ziel und wir haben es dann schließlich auch geschafft.
Und dann ist es geschehen, mein Handyakku hat den Geist aufgegeben. Damit konnte ich keine Bilder mehr machen. Anne hat weiterhin Fotos gemacht, wobei wir den Plan hatten am Abend die Fotos austauschen zu wollen. Als wir schließlich am Abend wieder zurück im Hostel waren (sehr müde und total durchnässt und durchfrohren) haben wir es allerdings vergessen.
Am nächsten Morgen ist Anne abgereist und Richtung Singapore geflogen. Wir haben keine Kontaktdaten ausgetauscht und sonst weiß ich auch nicht viel über sie. Somit werde ich wohl kaum an die Bilder kommen.
Eine Geschichte allerdings zum Erinnern: Als wir die steilen Treppen hintunter zu den „Three Sisters“ gelaufen sind ist Anne ausgerutscht und die Treppen ein kurzes Stück hinunter gefallen. Als ich dann sehr erschrocken zu ihr hinunter gerannt bin saß sie schon auf den Treppen und meinte dass ihr Schwindelig ist. Wenige Sekunden später war sie Ohnmächtig und lag da auf den Treppen.
Natürlich bin ich sehr erschrocken und war kurz davor Hilfe herbei zu rufen (auf den Treppen kann man ja kaum die Füße hochlegen) als sie schließlich wieder zu sich gekommen ist. Sie meinte dass ihr das schon vorher passiert ist und dass es wohl mit dem Schock und Schreck zusammenhängt. Das war ein spannender Ausflug!
Eine Stadttour
Am nächsten Tag habe ich beschlossen bei einer „Free Citytour“ mitzugehen. Sie starte erst am Nachmittag sodass ich einen ruhigen Morgen haben konnte.
Das schöne an dieser Free Citytour ist dass sie tatsächlich „Free“ und damit kostenlos war. Es basiert lediglich auf einer Spende die dem eigenen Budget angepasst sein kann. Damit bin ich in viele Ecken von Sydney gekommen die ich wohl so nicht entdeckt hätte.
Mal eben nichts tun
Der nächste Tag stand im Zeichen des nichts tun. Irgendwann wollte ich etwas rausgehen und mal schauen wo ich hinkomme. Wie immer ging es als erstes in den Botanischen Garten und von dort aus weiter.
Irgendwann stand ich zufälligerweise vor dem Museum für Zeitgenössische Kunst in Sydney. Nachdem der Eintritt frei ist bin ich dann hinein gegangen und habe schließlich meine Frreundin und Couchsurfing Hostin Zoe aus Taipei im Ohr gehabt die damals meinte dass jeder ein Künstler sein kann, man muss es sich nur trauen. Zoe muss es ja wissen, da sie als Designerin mit Kunst ihren Lebensunterhalt bestreitet.
Am ganzen Tag habe ich nicht viel getan aber genau das wollte ich tun. Ich saß nach dem Museumsbesuch mehrere Stunden am Hafen in Sydney und habe Postkarten geschrieben und Menschen beobachtet.
Ich habe bereits auf der „Grünen Insel“ in Taiwan gemerkt, dass ich inzwischen sehr langsam reise. Ich habe es damals gemerkt als ich mit Sandra die paar Tage geplant hatte. Sie wollte nur eine Nacht auf der Insel verbringen, ich mindestens zwei. Sie wollte mit dem Nachtzug fahren um die einzige Fähre am Morgen zu der Insel zu erwischen, ich wollte lieber im Hostel vor Ort eine Nacht verbringen.
Mit diesem sehr geänderten Reisetempo ist es auch etwas schwerer mit Anderen zu reisen, da es deutlich mehr Menschen gibt die einen kurzen Urlaub bestreiten als eine Langzeitreise so wie ich sie zur Zeit mache. Deswegen genieße ich es momentan sehr alleine zu sein. Ich sitze stundenlang am Strand und betrachte die Wellen wie sie sich brechen, ich sitze auf einem Berg und betrachte die Blätter der Bäume wie sie vom Wind durchweht werden.
Wo ich so etwas früher äußerst langweilig empfunden hätte, finde ich jetzt sehr viel Ruhe. Genauso an diesem Tag als ich im Hafen saß: Ich habe mit kaum einem Menschen an diesem Tag gesprochen. Ich habe es genossen alleine zu sein und war dabei nicht einsam. Mein Handy habe ich auch kaum in der Hand gehabt.
Völlig unvorbereitet, dafür aber Manly
Ich wusste dass ich jetzt aber bald aus Sydney aufbrechen werde um weiter zu ziehen und meine kurze Zeit hier in Australien auch mit anderen Orten zu füllen. Deswegen wollte ich an meinem letzten Tag in Sydney mit der Fähre nach Manly fahren. Ich bin davon ausgegangen dass es dort gute Wege gibt und man dann sehr einfach an die Küste laufen kann.
Allerdings hatte ich mich mit den einfachen Wegen getäuscht. Ich war absolut schlecht vorbereitet für diese Bedingungen: Ich hatte zu wenig Wasser dabei und auch ganz offensichtlich nicht das richtige Schuhwerk.
Ich habe mich also verlaufen. ICH! Ich habe mich verlaufen! Wo ich mich doch immer wieder damit brüste dass ich einen sehr guten Orientierungssinn habe. Was ist also passiert? Ganz einfach: Die Sonne ist schuld!
Ich kann Karten sehr gut lesen und kann dann auch nach den Himmelsrichtungen navigieren. Jedoch hat mein Kopf immer wieder versucht den Sonnenstand und die Kartenrichtung in Einklang zu bringen, es aber nicht geschafft. Nachdem ich mich ja jetzt auf der Südhalbkugel befinde steht die Sonne Mittags also nicht im Süden sondern im Norden. Mein Orientierungssinn hatte damit richtig große Probleme und ich bin dann anschließend mehrmals in die falsche Richtung gelaufen. Welch eine Blamage.
Ich habe es schließlich geschafft sowohl das Café als auch die Klippen zu finden und wurde mit einer großartigen Aussicht ins Blaue belohnt. Dort hinten versteckt sich irgendwo Neuseeland und schließlich Südamerika. Kaum zu Glauben wo ich gerade bin!
Nachdem ich die schöne Aussicht genossen hatte habe ich mich langsam wieder auf den Rückweg gemacht. Mit der Fähre ging es wieder zurück nach Sydney wobei ich von der Fähre noch ein paar schöne Bilder machen konnte.
Als ich zurück im Hostel war war ich müde und sehr verschwitzt. Aber es war ein guter Tag und ich habe viel erlebt und gesehen. Morgen wird es dann in die Hauptstadt von Australien gehen, nach Canberra. Anschließend möchte ich weiter nach Melbourne fahren bevor ich wieder zurück nach Sydney komme und dann nach Neuseeland fliege um meine Mutter dort zu treffen. Ich bin gespannt was noch alles vor mir liegt.
Du merkst es vielleicht, aber mir gehen so langsam die dummen Sprüche aus. 😉 Ich freu mich aber nach wie vor immer total was von dir zu lesen. Und an die Sonne in der falschen Himmelsrichtung hätte ich auch nie gedacht. Aber jetzt weiß ich es natürlich und sollte ich mal auf der Südhalbkugel sein, kann ich so tun als wär mir das schon immer klar gewesen.
Das mit den blöden Sprüchen macht doch nix, lieber Flo. Du bist der Einzige der hier immer fleißig kommentiert und das freut mich richtig!
Ich habe gehört daheim soll es jetzt richtig winterlich kalt werden. Ich bin gerade in Canberra und mir ist richtig, richtig warm 😉
Nein, hier wird es nicht kalt. Der Wettergott hat beschlossen, dass es noch ne Weile warm bleibt. Und in Bamberg schneit es sowieso nicht. Wir haben gerade strahlenden Sonnenschein und wer was anderes erzählt, lügt oder hat Unrecht. 😉
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